Geschichte

Die Geburtstunde des Tiroler Skilehrerverbandes

1927 wurde der Alpenländische Berufsschilehrerverband (Österreich und Bayern) gegründet, und ihre Mitglieder unterzogen sich der ersten Skilehrerprüfung durch Hannes Schneider.  

Es gab allerdings noch keine einheitliche Lehr- und Vorgangsweise. Doch schon 1928 wurden die Skischulen von Tirol auf eine erste gesetzliche Grundlage gestellt und damit der Grundstein für ein geordnetes Skischulwesen gelegt. Sepp Ramersdorfer, Rico Quandest und Sepp Hellensteiner beschlossen in der Folge, die Skischulen zu einem einzigen Verband zusammenzuschließen. Am 22.12.1932 erließ der Tiroler Landtag das Tiroler Schischulgesetz und hob somit den ersten Tiroler Schilehrerverband  auf gesetzlicher Basis aus der Taufe.

Wintersportland Nummer 1

Tirol

Der Aufstieg Tirols zum Wintersportland Nummer 1 weltweit ist untrennbar mit den Leistungen der Tiroler Skischulen verbunden.

Das Skischulwesen hat durch die Entwicklungen im Skisport in den vergangenen Jahren weitreichende Änderungen erfahren. 

weltweiter Aufstieg

Die Bedeutung des Tiroler Skischulwesens

Die Tiroler Skischulen sind heute moderne Dienstleistungsunternehmen, die den Gästen eine umfassende und professionelle Betreuung bieten. Es entstanden und entstehen immer noch neue Trends im Schneesport. Die Tiroler Skischulen mit ihren bestens polysportiv ausgebildeten und qualifizierten Skilehrer für alle Disziplinen im Schnee sind der Motor für die Entwicklung der Technik und von neuen Trends im Schneesport.

DIE GOLDENEN 20ER-JAHRE

Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs kamen die ersten Wintersportgäste nach Österreich. Etliche Skischulen wurden gegründet. In den Zwanzigern erschien auch Dr. Arnold Fanck`s berühmtes Schibuch "Das Wunder des Schneeschuhs", das eine enorme Werbewirkung für den Skilauf erzielte.

Durch die Reform des österreichischen Schulturnens wurde ab 1922 auch der Skilauf als "Winterübung" eingeordnet. 1924 mussten sich Turnlehrer einer umfassenden Ausbildung im Skifahren unterziehen. Als logische Konsequenz für den großen Bedarf an Skilehrern entstand das Bestreben, auch im außerschulischen Skiunterricht einheitliche Richtlinien zu schaffen. Ernst Janner, Turnlehrer am Gymnasium in Innsbruck und Lehrer für Saalturnen an der Universität Innsbruck wurde für die erste gesamtösterreichische Lehrerausbildung in St. Christoph a.A. betraut. Während des 1. Weltkriegs war er mit seiner Skiführerkompanie bei einer Tour auf das Wegmacherhaus neben dem Hospiz in St. Christoph a.A. gestoßen. Er erkannte sofort die günstige Lage für den Skilauf und begann mit eigenen Mitteln das Haus zu sanieren. 1924 übernahm das Bundesministerium für Unterricht das Heim in seine Verwaltung. Janner gab 1926 mit der "Arlbergschule" sein erstes Lehrbuch heraus.

Schwarz-weiß Bild eines SkifahrersWegmacherhaus neben dem Hospiz in St. Christoph
AUFSTIEG UND NEUBEGINN

Bereits im Jahr 1945 wurde durch die Skipioniere Rudi Matt, Toni Seelos und viele weitere fieberhaft daran gearbeitet, das Skilehr- und Skischulwesen wieder auf neue Beine zu stellen. Prof. Stefan Kruckenhauser versuchte alles, um lang verschüttete Wege wieder gangbar zu machen und die wirtschaftlichen und organisatorischen Schwierigkeiten, die sich allenthalben auftaten, zu lösen. 1946 übernahm Prof. Kruckenhauser die Leitung des Skiheimes in St. Christoph a.A.

Prof. Kruckenhauser bereitete zudem eine weitere revolutionäre Entwicklung des alpinen Skilaufs vor: die von ihm konzipierte "Wedel"-Technik ging ab 1955 um die ganze Welt. Im Jahr 1956 erschien der "Österreichische Schilehrplan" und erwies sich als Bestseller, der in viele Sprachen übersetzt wurde. Dieser Lehrplan hatte 14 Jahre Gültigkeit. Doch Kruckenhauser und seine Skilehrer waren in den 14 Jahren nicht untätig, sondern prägten die Weiterentwicklung der Technik durch Bobachtung der Rennläufer und durch eigene Lösungswege. All diese technischen Weiterentwicklungen und besonders die "Wellentechnik" fanden ihren Eingang im 1971 erschienenen neuen "Österreichischen Schilehrplan". Herausgegeben wurde er vom Österreichischen Berufsschilehrerverband unter seinem Präsidenten Karl Koller. Hier wirkte bereits Franz Hoppichler mit. Prof. Franz Hoppichler übernahm bereits 1959 die Leitung des Bundesportheimes Obergurgl. 1972 übernahm er von seinem Schwiegervater Prof. Kruckenhauser die Leitung des Bundessportheims St. Christoph a.A., das er als weltweit anerkanntes Zentrum für die internationale Skilehrerausbildung etablierte.

1974 erschien der von Prof. Hoppichler überarbeitete Lehrplan "Österreichische Schischule". Ende 1980 erscheint mit "Österreichischer Schilehrplan - Schwingen" Hoppichlers zweiter Lehrplan. Kernthema ist hierbei die Vereinfachung. Auffälliges Merkmal des Lehrplans ist die erstmals starke Berücksichtigung des Kinderskiunterrichts. 1987 erarbeiteten die drei im österreichischen Skilehrwesen tätigen Arbeitskreise (Berufsskilehrerverband, Verband der Skilehrwarte und Skilauf in der Schule) mit dem Bundesministerium für Unterricht und Kunst den insgesamt sechsten österreichischen Skilehrplan. Basis hierfür war das wegweisende Lehrbuch "Ski mit uns" von Prof. Hoppichler. Mit "Die Österreichische Skischule" erscheint 1993 der letzte von Hoppichler für den Österreichischen Berufsskilehrerverband verfasste Lehrplan.

Snowboarden

Nach heutigem Wissensstand erfand man auf Hawaii im 10. Jahrhundert n. Chr. das Wellenreiten. Von dieser coolen Sportart fasziniert, versuchten in den 20er-Jahren Bauernburschen aus der Umgebung von Sarajevo und Leibach auf ähnlich wie Surfbretter umgebauten Fassdauben über verschneite Hänge zu gleiten. So richtig von den Anfängen vom Snowboarden kann man allerdings erst ab Beginn der 60er-Jahre sprechen. Amerikanische Surfer versuchten das Surffeeling in den Schnee zu bringen. Tom Sims, der wohl bedeutendste Snowboardpionier baute 1963 sein erstes Snowboard aus alten Brettern, das sogenannte "Skiboard". Ca. 90 cm lang und vorne aufgebogen. Ein aufgenageltes Teppichstück diente als Standfläche. Der Weg für eine neue Trendsportart war geebnet. Neben Shermann Poppen, Dimitrije Milovich und Jake Burton gilt Tom Sims als einer der Väter des modernen Snowboards. Sie waren die treibenden Kräfte dafür, dass das Snowboard in den 80er-Jahren weltweit die Skipisten eroberte und dem Skifahren immer mehr Konkurrenz - insbesondere bei den Kids und Jugendlichen - machte. Die Snowboardwelle driftete anfangs der 80er-Jahre über den Atlantik nach Europa und eroberte in Rekordtempo den europäischen Wintersport. Es enstand eine neue, junge und für Außenstehende wohl auch verrückte Szene. Diese stark wachsende Community im Wintersport beeinflusste nicht nur die Mode auf und abseits der Pisten, sondern letztlich auch die Skitechnik über Carving, Park & Pipes bis hin zum Freeriden.

Skilanglauf

Die älteste Abbildung eines Skiläufers – ein Steinzeitjäger – wurde vor 2.000 bis 3.000 Jahren auf einer norwegischen Insel in Stein gemeißelt. Im Jahre 1861 wurden in Telemarken in Norwegen junge Burschen beobachtet, die auf ihren langen Latten, für die damalige Zeit „komisch“ wirkende, „außergewöhnliche Kunststücke“ vollführten. Aus Beschreibungen geht hervor, dass diese jedoch mehr alpinen als nordischen Charakter hatten. Als man jedoch beobachtete, wie schnell diese Burschen sich mit den Skiern bergab bewegten, machte man sich Gedanken, wie man sich auch im flachen Gelände schneller fortbewegen könnte und verbesserte die Konstruktion der Skier, der Bindung und der Lauftechnik. So gilt es als wahrscheinlich, dass damals die ersten richtigen Langlaufschritte entwickelt wurden. Der moderne Langlaufsport entwickelte sich in Norwegen. Väter dieser Entwicklung waren Sondre Auersen Nordheim und der weltberühmte Fridtjof Nansen, der seine großen Grönland- und Nordpolexpeditionen zum größten Teil mit Skiern durchführte. Durch Jansens faszinierenden Reisebericht „Auf Schneeschuhen durch Grönland“ kam die Langlaufbewegung auch nach Mitteleuropa. Der erste große Meilenstein des Skilanglaufs in Mitteleuropa waren die ersten Olympischen Winterspiele 1924 in Chamonix. Viele überragende Athleten markieren den weiteren Weg des Skilanglaufs bis in die Gegenwart und die faszinierende Neugeburt dieser „alten“ Sportart.

Schwarz-weiss Bild eines Skiläufers
Die Ersten Schwünge

Die große Industrialisierungswelle brachte Mitte des 19. Jahrhunderts nicht nur bedeutende wirtschaftliche Umwälzungen mit sich, sondern führte auch zu einer neuen Bewertung von Sport und Freizeit. Die Menschen drängten nach der oft eintönigen Arbeit hinaus in die Natur, um sich dort zu erholen und "körperlich" zu ertüchtigen.

1888 erschien ein Buch des Norwegers Fridtjof Jansen, in dem er ausführlich seine Grönland-Expedition auf Skiern beschrieb, und so den ersten "Schiboom" auslöste.

Bald schon wurden Ski gebaut, die weit besser für den Einsatz im alpinen Gelände geeignet waren als das norwegische Ur-Modell.

Skipiste mit Spuren
LILIENFELDER SKILAUFTECHNIK

Ende des 19. Jahrhunderts war in Österreich die Zeit reif für die Entwicklung eines Skimaterials und einer Skilauftechnik, die an die Anforderungen des alpinen Geländes angepasst wurden. Diese Entwicklung leitete Mathias Zdarsky ein. Zdarsky entwickelte die "Lilienfelder Bindung". Diese war die erste seitenstabile Bindung, die ein Lenken der Skier durch den seitlichen Halt erlaubte. Als Steuerungs-Bremshilfe verwendete Zdarsky einen Stock, die "Alpinlanze". Das neue Material erlaubte Zdarsky eine neue Skilauftechnik zu entwickeln. 1896 erschien sein Skilehrbuch "Lilienfelder Skilauftechnik".

Sehr bald entdeckte auch das österreichische Heer die weitreichende Bedeutung des Skilaufs. Oberst Bilgeri entwickelte einen Ski mit Rille, eine neue Zwei-Stock-Technik und eine spezielle Methode für die Bewegung im Schnee, um den Soldaten ein sicheres Aufsteigen und Abfahren im alpinen Gelände zu ermöglichen. Bilgeris 1910 erschienenes Lehrbuch "Der alpine Schilauf" fand größte Beachtung. So ist es wohl vor allem Oberst Bilgeri zu verdanken, dass nach 1918 eine größere Anzahl von umfassend und relativ einheitlich ausgebildeten Skilehrern zur Verfügung stand.

Die ersten Skikurse

Am Wirken von Zdarsky und Bilgeri wird die Bedeutung von methodisch aufgebauten Skikursen für die Verbreitung des Skilaufs deutlich. Es gab deren mehrere. Viktor Sohm gab 1905 in Stuben erstmals einen Skikurs. Mit Beginn des 20. Jahrhunderts wurden in etwa zeitgleich in allen größeren Skigebieten Österreichs Skikurse angeboten.

Einer der Bilgeri-Schüler war Hannes Schneider. Schon als 17-jähriger war er in St. Anton als Skilehrer tätig, musste dann aber einrücken und diente unter Bilgeri an der Südtiroler Front. Nach seiner Rückkehr eröffnete Hannes Schneider 1921/22 die Skischule Arlberg, in der die sogenannte "Arlbergtechnik" unterrichtet wurde, deren spezielle Kennzeichen Schussfahrten in der Arlberghocke, Stemmbogen, breites Fahren, Stemmkristiana und gerissene Kristiana waren.

Mann auf Skiern im PflugMann mit Skiern auf der Schulter
Skisport zu Schneesport

Nach den Lehrplänen von Prof. Kruckenhauser und Prof. Hoppichler geht der Österreichische Skischulverband (ehemals Berufsskilehrerverband) unter Präsident Richard Walter mit dem 2007 herausgegebenen Lehrplan "Snowsport Austria - Die Österreichische Skischule" als weltweit erster Verband einen neuen Weg.
"Carven" nimmt im Skilehrplan 2007, erstellt von Prof. Mag. Werner Wörndle, eine zentrale Rolle ein. Die Entwicklung des Wintersports zeigte in den letzten Jahren, dass die Bedürfnisse der Skischulgäste immer stärker zu vielfältigen Angeboten tendieren. Es vollzog sich der Weg vom Skisport zum Schneesport. Der österreichische Ausbildungsweg stellt sicher, dass multifunktional ausgebildete Schneesportlehrer in den österreichischen Skischulen für eine marktgerechte Betreuung der Gäste in den verschiedensten Schneesportarten von Ski alpin, über Snowboard, dem speziellen Kinder- und Jugendlichenskilauf, neuen Trendsportarten, Behindertenskilauf bis hin zum Freeriden und dem Tourenskilauf zur Verfügung stehen. Anlässlich des Interski Kongresses 2011 in St. Anton am Arlberg wurde die 2., neu bearbeitete Auflage, herausgegeben.

Der neue Lehrplan "Snowsport Austria - Die Österreichische Skischule - vom Einstieg zur Perfektion in vier Stufen" des Österreichischen Skischulverbandes erscheint wiederum unter der Gesamtredaktion von Präsident Richard Walter 2015 und setzt den eingeschlagenen Weg der polysportiven Skilehrerausbildung in seiner klar strukturierten Form fort.

Snowsport Austria Buch
Skischulwesen - Heute

Die österreichischen Skischulen tragen mit ihrem Komplettangebot im Schneesport, der hohen fachlichen Qualität und ihrem persönlichen Service ganz wesentlich zum Erfolg des österreichischen Wintertourismus bei. Wie kaum eine andere Gruppe prägen die österreichischen Schneesportlehrer das Image des Winterurlaubs in den österreichischen Bergen.

Heute sind die rund 20.000 polysportiv ausgebildeten Skilehrer in mehr als 600 Skischulen die ersten Ansprechpartner in Sachen Skifahren und Trends im Schneesport für die Gäste im österreichischen Wintertourismus.

Die österreichischen Skischulen mit ihren bestens polysportiv ausgebildeten und qualifizierten Skilehrern sind der Motor für die Entwicklung der Technik und von neuen Trends im Schneesport. Die Faszination des Schneesports in ihrer gesamten Vielfalt bietet für jeden das Richtige. Egal ob auf Skiern, auf dem Snowboard, einem coolen Trendsportgerät oder auf Langlaufskiern: Was zählt, ist die Freude an der sportlichen Betätigung in der Natur.

Skifahrer mit rotem Skianzug im Puderschnee
Snowsport Austria

Autoren

  • GESAMTREDAKTION
    Richard Walter
     / Christian Abenthung
     
  • ALPINER SKILAUF
    Rudi Lapper
     / Simon Egger / Manuel Kleon / Martin Stark / Markus Kogler
     
  • SNOWBOARD
    Markus Falch
     / Markus Löffler / Jürgen Kogler / Christoph Schimpfössl / Elmar Hofherr / Markus Überbacher / Ing. Robert Veider
     
  • KIDS, JUNIORS UND TEENS
    Mag. Eva Stark
     / Carola Stanger
     
  • LANGLAUFEN
    Ingrid Fink-Nöckler
     / Matthias Hornek / Dr. Thomas Stöggl / Dr. Richard Werner
     
  • SCHNEESPORT - VON DEN ANFÄNGEN BIS HEUTE
    Mag. Dr. Oliver Bachmann / Mag. Bettina Mössenböck /
    Markus Löffler / Peter Plattner
     
  • WIRTSCHAFTLICHE BEDEUTUNG DES TOURISMUS IN ÖSTERREICH
    Prof. Mag. Hubert Siller

     
  • SPEZIELLE BEWEGUNGSLEHRE UND BIOMECHANIK DES ALPINEN SKILAUFS
    Mag. Michael Mayrhofer

     
  • ALLGEMEINE UNTERRICHTSLEHRE : DER SCHNEESPORTLEHRER ALS DIENSTLEISTER
    Richard Walter

     
  • GESUNDHEITSSKILAUF
    Dr. Peter Scheiber / Univ.-Prof. Dr. Erich Müller

     
  • FREESTYLE
    Markus Falch / Christoph Schimpfössl / Friedrich Gram
     / Markus Löffler / Bjarni Thor Valdimarson
     
  • TELEMARK
    Mag. Othmar Hauer

     
  • SCHNEESPORT OHNE HANDICAP
    Mag. Bettina Mössenböck